Gepulste vs. kontinuierliche Rot-/NIR-Lichttherapie: Mechanismen und klinische Evidenz

NIR-Lichttherapie: Mechanismen und klinische Evidenz

Photobiomodulation (PBM) oder Low-Level-Lasertherapie nutzt rotes bis nahinfrarotes (NIR) Licht, um Heilung anzuregen, Schmerzen zu lindern und Entzündungen zu reduzieren. Ein zentraler Diskussionspunkt in der Forschung ist, ob gepulste PBM (mit periodischen Lichtimpulsen) gegenüber der kontinuierlichen Lichtanwendung (CW) klinische Vorteile aufweist. Diese ausführliche Übersicht fasst aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu den zugrunde liegenden biologischen Mechanismen, vergleichenden klinischen Ergebnissen sowie Sicherheitsaspekten beider Therapieformen zusammen.

Mechanismen: Gepulstes vs. kontinuierliches Licht

Gemeinsame Wirkmechanismen

  • Absorption durch mitochondriale Cytochrom-C-Oxidase (CCO)

  • Erhöhte Elektronentransportkette und ATP-Produktion

  • Produktion transienter reaktiver Sauerstoffspezies (ROS)

Unterschiede durch Pulsierung

  • Vermeidung der Chromophorsättigung: Gepulste PBM kann die erneute Aktivierung von CCO durch wiederholte Freisetzung von Stickstoffmonoxid (NO) fördern.

  • Verstärkte mitochondriale Stimulation: Gepulstes Licht hat in Studien oft eine stärkere Steigerung der mitochondrialen ATP-Produktion gezeigt als CW.

  • Tiefere Gewebepenetration: Höhere Spitzenleistung bei geringer thermischer Belastung ermöglicht tieferes Eindringen in das Gewebe.

  • Frequenzabhängige biologische Effekte: Spezifische Frequenzen (10 Hz, 40 Hz) aktivieren biologische Rhythmen und neuronale Schwingungen (Gamma-Wellen), die durch CW nicht aktiviert werden.

Klinische Evidenz

Hautanwendungen und Wundheilung

  • Gepulstes Licht (insbesondere 10 Hz) beschleunigt die Heilung, erhöht die Kollagenproduktion und reduziert entzündliche Prozesse stärker als CW.

  • Sehr hohe Pulsfrequenzen (>100 Hz) können jedoch weniger effektiv sein als CW.

Studie Wellenlänge & Modus Ergebnis
Kymplova 2003 (menschliche Episiotomie) 670 nm (10–50 Hz vs. CW) Gepulst schneller als CW
Keshri 2016 (Tiermodell) 810 nm (10 Hz vs. CW, 100 Hz) 10 Hz gepulst deutlich überlegen
Al-Watban 2011 (Tiermodell) 635 nm (CW vs. 100–500 Hz gepulst) CW leicht überlegen gegenüber hohen Pulsfrequenzen

Neurologische Anwendungen (Hirnverletzungen, kognitive Funktionen)

  • Gepulste PBM zeigt bessere Ergebnisse in der neurologischen Erholung und kognitiven Leistung, besonders bei spezifischen Frequenzen (10 Hz und 40 Hz).

Studie Wellenlänge & Modus Ergebnis
Ando 2011 (Tiermodell TBI) 810 nm (CW vs. 10 Hz, 100 Hz gepulst) 10 Hz gepulst signifikant überlegen
Lapchak 2007 (Tiermodell Schlaganfall) 808 nm (CW vs. 100, 1000 Hz gepulst) Gepulst verbessert neurologische Erholung stärker
Tang 2023 (Menschen, Kognition) 660/810 nm (CW vs. 40 Hz, 100 Hz) 40 Hz gepulst optimiert kognitive Funktion deutlich

Schmerztherapie und Entzündungshemmung

  • Sowohl CW als auch gepulstes Licht sind wirksam gegen Schmerzen, jedoch zeigt gepulstes Licht oft eine stärkere und energieeffizientere Wirkung.

Studie Wellenlänge & Modus Ergebnis
Sushko 2015 (Tiermodell akuter Schmerz) 670/830 nm (CW vs. 10, 600, 8000 Hz gepulst) 10 Hz gepulst effektivste Schmerzlinderung
Bjordal 2006 (klinische Metaanalyse Gelenkschmerz) 810/830 nm CW vs. 904 nm gepulst Gleiche Wirksamkeit bei gepulster Therapie mit halber Energiedosis

Metabolische und systemische Effekte

  • Studien zu systemischen Effekten (z.B. Diabetes, Schilddrüse, Trainingserholung) verwenden überwiegend CW; direkter Vergleich zwischen CW und gepulst fehlt noch.

  • Potenzial von gepulstem Licht wird vermutet, aber bisher nicht bestätigt.

Sicherheit und Anfallsrisiko

  • Sowohl CW als auch gepulste PBM gelten als sicher mit minimalen bis keinen Nebenwirkungen.

  • Gepulstes Licht (insbesondere NIR 10–40 Hz) birgt kein erhöhtes Anfallsrisiko und könnte sogar neuroprotektiv wirken.

Zusammenfassung und klinische Empfehlungen

Gepulste PBM bietet in den meisten klinischen Anwendungen (insbesondere bei Wundheilung, neurologischen Störungen und Schmerzlinderung) vergleichbare oder bessere therapeutische Effekte als CW. Klinische und präklinische Studien unterstützen die Überlegenheit spezifischer Pulsfrequenzen (10 Hz, 40 Hz). Obwohl CW weiterhin effektiv bleibt, ermöglicht die Pulsierung eine verbesserte Steuerung der Therapie und könnte bessere klinische Ergebnisse bei geringerer Energiezufuhr erzielen. Künftige Studien sollten optimierte Pulsparameter und deren Indikationsbereiche weiter erforschen, um die Lichttherapie individuell und gezielt einsetzen zu können.

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